Zschopauer Glockenspiel

1. Geschichte

Das Glockenspiel wurde anlässlich der „700-jährigen Stadtfeier“ (Beiblatt zum Zschopauer Tageblatt und Anzeiger vom 02.07.1938) im Jahre1938 von J. S. Rasmussen gestiftet.
Die Ersterwähnung der Stadt Zschopau im Jahre 1238 ist allerdings nicht urkundlich belegt. Die erste urkundliche Erwähnung von Zschopau stammt aus dem Jahre 1286.

 

Standort:

Das Glockenspiel wurde 1938 im Dachreiter des Alten Rathauses angebracht.

Das Glockenspiel:

Das Glockenspiel besteht aus 17 Bronzeglocken in der Grundtonart B-Dur. Sein musikalisches Vorbild war das Salzburger Glockenspiel. Die Glocken wurden 1938 in München mit einer Mischung aus 78% Kupfer, 22% Zinn sowie Beimischungen einer Silberlegierung gegossen.

Das Glockenspiel enthält folgende Töne: b, h, c, d, es, e, f, fis, g, gis, a, b, h, c, d, es, f. Jede Glocke trägt die Jahreszahl 1938 und den Namen des Glockengießers. Die größte Glocke aber erhielt überdies noch eine Gravur: „Anläßlich der 700jährigen Stadtfeier wurde dieses Glockenspiel gestiftet von J. S. Rasmussen. A. D. 1938“. Das Gesamtgewicht einschließlich Glockenstuhl, Zugmagneten und mechanischer Teile beträgt ca. 950 kg.

Der Glockengießer:

Das Glockenspiel wurde 1938 von der Glockengießerei Gebrüder Oberascher mit dem Inhaber Rudolf Oberascher aus München gefertigt.

 

Die Lieder:

Zur damaligen Zeit  waren die Glocken morgens, mittags und abends zu hören. Es wurden vorwiegend Lieder des Heimatdichters Anton Günther gespielt. Damals erklang das Glockenspiel 07:00 Uhr mit dem Lied:“Deitsch un frei wolln mer sei“; mittags 12:00 Uhr: „ Vergaß dei Hamit net“ und abends 19:00 Uhr mit dem Lied „S‘ is Feierohmd“.

 

Krieg und Nachkriegsjahre:

Wie viele Glocken, so wurde auch das Zschopauer Glockenspiel während des 2. Weltkrieges 1940 beschlagnahmt, demontiert und in das Glockensammellager nach Hamburg gebracht. 
Die Glocken haben jedoch den Krieg überstanden und wurden später zurückgeführt und auf dem Rathausturm erneut montiert. Bei der Rückkehr fehlte jedoch eine Glocke, diese wurde durch Zufall auf einem Fahrgastschiff der Dresdener Weißen Flotte als Schiffsglocke entdeckt. Sie wurde 1947 zurückgebracht, so dass das Glockenspiel nun wieder komplett war und am 2. Advent 1948 erstmals wieder erklang.
In der darauf folgenden Zeit machten sich zunehmend Störungen an der Mechanik und Elektrik bemerkbar, so dass das Spiel nicht mehr genutzt wurde.

Nach einer Reparatur durch den Elektroanlagenbau Zschopau im Jahre 1984 erklangen die Glocken nochmals für kurze Zeit mittags.

 

2. Gegenwart

Die Komplexität und Kompliziertheit der Aufgabe erforderte den Einsatz einer Spezialfirma.

Mit der Firma Turmuhrenbau Meißen und seinem Inhaber Herrn Dipl. Ing. Klaus Ferner fand die Stadt einen erstklassigen Spezialisten, der das Glockenspiel instand setzte, also die Mechanik gangbar machte und die alte Technik durch Computertechnik ersetzte. Herr Ferner arbeitete eng mit Herrn Professor Günter Schwarze zusammen. Professor Schwarze ist Komponist und Lehrer an der Dresdner Hochschule für Musik Carl Maria von Weber.

Das Zschopauer Glockenspiel erklingt heute täglich zu folgenden Zeiten:
09:00 Uhr; 13:00 Uhr, und 18:00 Uhr. Lediglich donnerstags ist das Glockenspiel zusätzlich auch 14:15 Uhr zu hören, wenn in Zschopau die touristische Stadtführung durchgeführt wird. Zu diesen Zeiten klingen die einfachen Volksweisen über die Marktplätze. Trotz fehlender Töne wurden sie in meisterlicher Qualität durch Herrn Professor Schwarze intoniert.

Im Winter steht eine Auswahl von Weihnachtsliedern zur Verfügung.

 

Zum Schluss noch ein Wort des Turmuhren- und Glockenbauspezialisten Klaus Ferner zum Zschopauer Glockenspiel:

„Das Glockenspiel am Zschopauer Rathaus mit seinen Bronzeglocken ist durch seine besondere Denkmalbedeutung charakterisiert. Der historische Stellenwert, welcher bis in das erste Drittel des vergangenen Jahrhunderts zurückreicht, rechtfertigt ein bestehendes Interesse der Allgemeinheit. Als ein Gesamtkunstwerk ist es Gegenstand der Erinnerung und Zeugnis von Epochen der Handwerkskunst. Seine Ausführung ist fachspezifisch aber auch für die Region im engeren Sinne einzigartig.“

 

Quellen: 
Beiblatt zum Zschopauer Tageblatt und Anzeiger vom 02.07.1938
Reisebericht von Heinz Gerling, Arbeitskreis Glockenspiel, Magdeburg, vom 22.08.1991
Zschopauer Verein für Heimatgeschichte, Brauchtum und Denkmalpflege e. V.
Projekt Häuser- Straßen- Plätze der Stadt Zschopau